Das antike Kaunos

Segler, die in Ekincik vor Anker gehen, sollten nicht versäumen, die nahegelegene historische Stadt Kaunos zu besuchen, die beim heutigen Dalyan liegt. Das karische Kaunos wurde in der Antike gegründet und ist in zahlreichen alten Texten erwähnt. Der Geschichtsschreiber Herodot berichtete begeistert von Kaunos, seine einzige negative Bemerkung betraf den grünlichen Teint der Einwohner, verursacht durch die Malaria. Heute gibt es keine Malaria mehr, aber das Insektenschutzmittel sollte man wegen der Moskitos immer dabei haben.

Eine schönere, romantischere Lage für dieses Juwel einer Stadt kann man sich nicht vorstellen: auf einer felsigen Halbinsel gelegen, deren Abschluss ein großer Felshügel bildet, erstreckt sich Kaunos von den bewaldeten Hängen herab, ins Schwemmland des Flussdeltas, das in der Antike noch zum Meer gehörte. Den unschiffbar gewordenen Hafen kann man noch heute klar vom Amphitheater aus erkennen. Nach und nach hat der Fluss mit seinem Geschiebe das Meer ungefähr 2 Kilometer zurückgedrängt und damit das Schicksal von Kaunos und ihres auf Handel aufgebauten Wohlstandes besiegelt – die Bewohner verließen die Stadt.

Von frühesten Zeiten an war Kaunos ein impulsgebendes Zentrum an den Grenzen von Karien und Lykien und trieb lebhaften Handel mit anderen Zentren der antiken Welt. Ein Beweis für den Wohlstand und das Prestige des alten Kaunos sind die erhaltenen Ruinen der öffentlichen Bauten, wie das Amphitheater (150 v. Chr., über die Jahrhunderte ausgebaut), das gut erhaltene öffentliche Bad (man kann sich die Patriachen vorstellen, die im Calderium – Dampfbad Gespräche zur Politik führten), den Marktplatz (Agora), den monumentalen Springbrunnen (Nymphea) oder die Wandelhalle (Stoa). Einige erst kürzlich restaurierte Tempel findet man in der Nähe des Hafens.

Das Zollgebäude und die Lagerhäuser zeigen wie modern damals die Stadt organisiert war, mit Abgabensystem, Kanalisation, Geschäften und vielen Annehmlichkeiten, die wir auch heute kennen. Die Kirche nahe des Amphitheaters stammt aus dem 6. Jahrhundert und erinnert daran, dass Kaunos in späteren Jahren eine christliche Siedlung war, aus der einige bekannte Klerusmitglieder entstammen – einer nahm auch am Konzil von Nicea teil.

Auf dem östlich vom Theater gelegenen  Hügel liegt die Akropolis, sonst ist aus der Klassik oder früheren Perioden wenig erhalten. Heute dominiert die ottomanische Festung den Anblick, die Aussicht von dort ist beeindruckend, man sieht hunderte von Kanälen und Flussarmen, die das heutige Delta bilden.

Nördlich davon liegt Dalyan, im Osten kann man klar die antiken Stadtmauern von  Kaunos erkennen, die, bis zum Hafen geführt, einen guten Verteidigungswall bildeten.  Letztendlich die wichtigsten und natürlich bekanntesten Wahrzeichen sind die zu Kaunos gehörenden Felsengräber. Die mit ionischen Säulen gesäumten Grabstätten sind ein zurecht vielbenutztes Sujet der türkischen Tourismuswerbung. Von Dalyan aus zu sehen, eingerahmt durch den malerischen Flusslauf mit den im Hintergrund  pinienbewachsenen Klippen, rufen sie beim Betrachter Staunen über die Errungenschaften alter Kulturen hervor.